Wenn der Vater mit dem Sohne…

Männer mögen Autos – Frauen „Schöner Wohnen“! Wie soll man das an einem sonnigen Sommertag mit der ganzen Familie in Einklang bringen? Hier die Empfehlung zu einer malerischen Tour ins Chiemgau.
Zu einer gelungenen Landpartie gehört gute Laune, gutes Wetter (evtl. Bade-Utensielen!) und – idealerweise ein offener Viersitzer, damit schon die Fahrzeit zum Genuß wird. Ziel ist zunächst das kleine Örtchen Amerang (zwischen München und dem Chiemsee gelegen), weswegen der geneigte Connesseur natürlich über die Landstraße fährt und nicht den schnelleren Weg über die Autobahn wählt (der im Cabrio wenig Sinn macht!)! Die B 304 (die im Stadtgebiet Münchens noch Kreilerstraße oder Berg-am-Laim-Straße heißt) führt unsere Musterfamilie über Ebersberg nach Wasserburg, an Wasserburg vorbei und läßt sie bei Stephanskirchen Richtung Amerang abbiegen. Hier könnte es zu ersten Wortwechseln kommen, denn die gut gelaunte Familie wird zwei Schilder entdecken: eines mit der Aufschrift „Automobilmuseum“ und ein zweites, auf dem „Bauernhausmuseum“ zu lesen ist. Der weise Familienvater entscheidet salomonisch und liefert Gattin nebst Tochter im Bauernhausmuseum ab, um mit Sohnemann das Automuseum zu besuchen. Wenn man sich später wieder trifft, haben sich alle etwas zu erzählen!
Was werden Vater und Sohn erleben? Über 200 Automobile vom Anbeginn der motorisierten Geschichte bis (fast) hin zur Gegenwart auf gut 6000 qm! Die Hallen sind nach Epochen gegliedert, die Exponate nicht nur gut beschriftet und stilecht im Zustand, sondern auch teilweise im look der jeweiligen Epoche dekoriert: so findet man einen Borgward Isabella Cabrio in einer damaligen Tankstelle wieder, an der der Tankwart sich gerade am Motor zu schaffen macht. Oder man kann diverse Formel 1 Rennwägen bewundern, mit den jeweiligen Fahrern dazu und entsprechendes Personal hantiert fachkundig um den Bolliden…  Der Vater wird sicherlich einige Fahrzeuge sehen, von denen er noch gar nicht wußte, daß sie aus Deutschen Landen stammen (ein Mercedes Knight Phaeton aus dem Jahre 1913 beispielsweise oder ein Stoewer Sedina Cabrio aus dem Jahr 1937!) – und Sohnemann wird aus dem Fragen nicht mehr herauskommen! Mit Sicherheit wird der Vater seinen mobilen Traum aus den Fünfzigern oder Sechzigern wieder finden (wenn es kein „Ausländer“ war!) und der Filius wird sich seinen  Traum vor Ort aussuchen – und mit ein bischen Glück auch am Museumskiosk mitnehmen können! Der dortige Shop bietet eine gute Auswahl an den gängigen Modellen deutscher Automobil Hersteller in unterschiedlichen Maßstäben. Für die Freunde von entsprechenden Bildbänden ist ebenfalls gesorgt – und wer bereits im Oldtimer angereist ist, aber seine Handschuhe vergessen hat, der findet auch für dieses Problem eine Lösung im bestens sortierten Museumsshop!  Allerlei Überraschungen hat sich der Museumsmacher noch einfallen lassen: beispielsweise die Möglichkeit sich in einem Cabrio aus den Vorkriegsjahren ablichten zu lassen, stilecht vor Schloßkulisse! Oder: von Zeit zu Zeit gibt es Filmvorführungen im hauseigenen Kino! Kleine Ausstellungsnischen lassen die „guten, alten Zeiten“ wieder aufleben und für Technikfreaks ist ebenfalls gesorgt: eine ganze Halle steht bereit für die Entwicklung von Motoren und Fahrwerken, Simulationscomputern und Informationstafeln, die teilweise auch mit Videoclips animiert sind! Wem das alles noch nicht genug ist, der kann noch in den Keller gehen, um die dortige Modelleisenbahn auf 500 qm bestaunen – und wer erst Mal eine Pause braucht, der findet im Café „Boxenstop“ was das Herz begehrt!


Nachdem die Männer in blechernen Phantasien schwelgen konnten, sind sie nun auch wieder aufnahmefähig für Romantisches: nur ca. zwanzig Kilometer weiter (in Amerang der Beschilderung Richtung Obing folgen und nach Obing Richtung Seebruck / Seeon abbiegen!) liegt das traumhafte Kloster Seeon, das man unbedingt gesehen haben sollte! Nach dem Parkplatz zur linken findet der etwas Erschöpftere sofort Labsal in einem kleinen Café, das eine zauberhafte Terasse mit Seeblick zu bieten hat! Wer noch ein paar Meter laufen möchte, geht gleich Richtung Kloster und sieht sich erst die Anlage an, läßt sich von der herrlichen Lage des Anwesens inspirieren, um auf der Seeteresse direkt gegenüber dem eigentlichen Klostereingang eine wohlverdiente Kaffeepause zu genießen.
Wer nach soviel Kultur nun quängelnde Kinder zu beruhigen hat und sich möglicherweise selbst nach Abkühlung sehnt, dem sei ein Badestop am nahen Seeoneer See ans Herz gelegt: kaum Fahrzeit, großer Parkplatz und eine wunderschöne, oberbayerische Landschaft während des Aufenthaltes!
Der vorausschauende Familienvater hat allerdings noch ein echtes Ass im Ärmel: zum Abendessen ins „Rauchhaus“ nach Seeon! Vom Klosterparkplatz fährt man nur noch ein paar Meter in den Ort Seeon selbst hinein, folgt der Straße und findet das „Rauchhaus“ am Dorfplatz gelegen: Altenmarkterstraße 6 wäre die genaue Adresse. Unbedingt  empfehlenswert: vorab einen Tisch zu reservieren (Tel: 08624-829922), um keine Enttäuschungen aufkommen zu lassen, denn wer einmal dort ist und keinen Platz bekommt, zieht ein langes Gesicht! Allein das Ambiente ist sehenswert, die Küche hervorragend und das Personal ausgesprochen bemüht!
Nach dem Abendessen im Rauchhaus steht die Heimfahrt an, die bei – hoffentlich! – sternklarer Nacht ein letztes Erlebnis für diesen vollen Tag auf dem Lande darstellen möge (wir sind ja im Cabrio unterwegs – und „Dach zu!“ ist verboten!) Ganz stilecht wäre es natürlich, jetzt  noch für die Heimfahrt Bethoven´s „Pastorale“ in den CD-Player einlegen zu können…