Vom Segen des Ho´oponopono

Als Captain Cook seinerzeit an die Gestade von Hawaii kam, fand er die Hölle vor: Leichtgeschürzte (wenn überhaupt!) Insulaner vergnügten sich in allen erdenklichen Arten und Weisen! Neben den Tätigkeiten, die Cook als vertraute Handlungen einordnen konnte (wie Singen, Tanzen, Sex oder Essen) gingen die Hawaiianer auch Aktivitäten nach, die Cook keineswegs einzuordnen vermochte, weil er sie noch nie vorher zu Gesicht bekommen hatte: unter anderem das Wellenreiten. Da sah der arme Mann nun quietschvergnügte Menschen, nackt, lachend und wohlgeformt auf Holzbrettern im Ozean herumtollen, die nicht im geringsten Anstalten machten, so etwas wie Gottesfurcht an den Tag zu legen! Un – er – hört!

Was lag da näher als – bewaffnet, wie er war – erst einmal seine Mannschaft zusammen zu trommeln und sie auf sein Ziel einzuschwören: die Heiden müßten umerzogen werden, den Namen des Herrn eingebleut bekommen und zur Schule gehen, damit sie dann – mit Gottes Segen – endlich vernünftige Menschen werden konnten!

Nun, wir wissen alle nur zu genau, daß im Namen des Allmächtigen so allerhand Blödsinn getrieben wurde, da blieb kein Auge trocken und es wurde auch im eigenen Wertekanon keine Sünde ausgelassen. Kurz: „wir“ Christenmenschen haben damals genau das gemacht, was wir heute so dem ein oder anderen Muselmanen vorwerfen: den heiligen Krieg (wir nennen es natürlich „Terror“…)

Jedenfalls sind wir ja gerade (ein paar Jahrhunderte später) dabei, die unglaublichen Schätze neu zu entdecken, die fremde Kulturen als äußerst wertvoll für ihr Miteinander praktiziert haben. Heute spielen Christenmenschen folglich begeistert Digeridooh, Bajuwarische Urgesteine konvertieren medienwirksam zum Indianer, alleinerziehende Mütter geben sich dem afrikanischen Buschtrommeltanz extatisch hin und halb Kalifornien (und der Rest der Welt in Folge!) hat in den 50ern und 60ern das Wellenreiten für sich entdeckt und zum „Surfing“ erklärt…

Nun gräbt ein Michel einen Brauch aus Hawaii wieder aus, der im Sinne von „global playing“ vielleicht wirklich eine wertvolle Hilfe sein kann: die Hawaiianische Form der friedlichen (was auch sonst!) Konfliktlösung: das Oho-opono-pono. Und das geht so:

Die beiden, am Konflikt beteiligten Personen oder Gruppen setzen sich an einen Tisch. Der Gegenstand des Konfliktes wird neutral formuliert und aufgeschrieben, so daß ihn jeder einsehen, bzw. nachlesen kann. Die unterschiedlichen Standpunkte sind aus der Vergangenheit ja bereits bekannt, sonst gäbe es den Konflikt nicht. Die interessante Wendung ist nun die, daß die beiden Parteien oder Personen nun die JEWEILS ANDERE Position beziehen und in dieser, neuen Haltung weiter argumentieren müssen.

Auf diese Art kann jeder die Argumente des anderen erleben (ohne das vielleicht zu wollen, aber so sind nun mal die Regeln!) und erhält dadurch bislang verborgene Einsichten. Die Emotionalität, mit der man sonst seine eigene Position vertreten hat, ist mit dieser Art der Konfliktbewältigung völlig außer Kraft gesetzt und so stehen die Chancen mehr als günstig, jeden Streitfall gleichsam salomonisch zu lösen.

Der Streit IST dann auch beigelegt, denn der Frieden und die Gemeinschaft wird in Hawaii immer noch höher eingestuft, als das – ja immer nur „vermeintliche“ – Recht des Einzelnen. Also, wenn Sie noch ´nen Streit offen haben, wissen Sie ja jetzt wie man das regelt  – ich buch´ schon Mal meinen Flug nach Hawaii…