
Der geneigte Leser erinnert sich sicher noch an den Artikel „Barfuß im Regen“, als wir über die Zehenschuhe FiveFingers berichteten. Nun, dem Autor schien das Preis-/Leistungsverhältnis etwas unausgewogen und als Wald- und Kieswegjogger war er besorgt, sich möglicherweise einen der verpackten, aber dennoch exponierten Zehen an einem heimtückischen Wurzelgeflecht beim Vorbeilaufen abzubrechen.
Die Recherche nach einer sicheren und unauffälligeren Alternative führte mich über verschiedene Läuferseiten zu Nike Free, einem weiteren Sportschuh aus der Barfuß-Klasse. Auch hier sei das natürliche und muskelaufbauende Abrollen des Fußes trotz eines äußerlich ganz normalen Schuhes möglich. Den Oberknaller an Website liefert hier nike.com, wo man sich diese Wunderschuhe aus mehreren Einzelteilen selbst farblich zusammenstellen, mit einer Signatur versehen und nach ein paar Wochen frei Haus versenden lassen kann.
Zum Test:
Die Treter meiner Wahl waren Nike Free in der Version 5.0, die die Dämpfung der Sohle bezeichnet. In der Dämpfungsskala bedeutet 0 Barfußlaufen und 10 einen maximal gedämpften Joggingschuh ohne nennenswerten sensorischen Kontakt zum jeweiligen Untergrund. Die tiefen Einkerbungen in der Sohle sorgten beim ersten Testspaziergang für einen echten Aha-Effekt: So macht barfußlaufen wirklich Spaß, denn die Sohle dämpft gerade so, dass man nicht jedes Steinchen hindurch spürt und dennoch habe ich ständig das Gefühl, als laufe ich in Socken über einen Teppichboden.
Vier Wochen nach Bestellung und einer Mitteilung aus China, dass die ausgewählte Stofffarbe der gewünschten Seitenteile des Schuhs auf Grund von Stoffmangels derzeit nicht lieferbar sei und ich deswegen eine Neubestellung auf der Nike Website auslösen sollte, kam das heißersehnte Paket endlich an. Tatsächlich: die gewählten Farben sind sogar ein bisschen brillianter ausgefallen als auf dem Bildschirmmenü und der Schuh sieht ordentlich verarbeitet aus. Das auffälligste allerdings ist das geringe Gewicht, das geschätzermaßen ein Drittel eines normalen Joggingschuhs auf die Waage bringt. Oben erwähnte Stoffteile sind leicht dimensioniert, besonders im Fersenbereich sind diese lediglich auf die Stärke einer Badehosentextilie optimiert worden. Ein erster walk zum lokalen Supermarkt überzeugte bereits in der ersten Testphase: Die Füße rollen wirklich super über die tief eingekerbten Sohlen ab und der Bodenkontakt ist zu spüren, aber die Dicke der Sohlen durchaus alltagstauglich und kein Steinchen machte sich unsanft darunter bemerkbar. Mittlerweile habe ich die Schuhe ein halbes Jahr in ständiger Benutzung, darunter war auch eine ca. 20 km lange Wanderung in Slowenien, bei der ich, um die Testbedingungen noch zu verschärfen, sogar auf störende Socken in den Wunderschuhen verzichtete. Das Ergebnis: Weder Druckstellen an den Füßen noch nasse Innensohlen zeigen die Vorteile einer guten Ventilation und einer Reduzierung auf das Notwendigste, um den Schuh stabil zu halten. Einen Nachteil muss ich trotze allen Lobes hier doch loswerden: Vermeiden Sie, wenn möglich, feuchtere, lehmige Böden. Sonst setzt sich der Dreck in den Sohlenkerben so stark ab, dass die einstmals federleichten Fußkleider von Schritt zu Schritt an Gewicht zunehmen. Und im Winter benutzen Sie besser Ihre konventionellen Schuhe- hier dürfte die stets frische Brise im Schuh eher von Nachteil sein.

Fazit:
Ein sensationeller Schuh für die Sommermonate, um seinen Füßen mal etwas Gutes zu tun nach einem halben Jahr eingezwängtem Daseins in den starren, herkömmlichen Lederboxen! Der Preis im Vergleich mit einem normalen Joggingschuh liegt mit 130.- € in einem angemessenen Preissegment. Besonders wenn man bedenkt, dass es sich hierbei um Unikate nach Ihren Wunschfarben handelt.
Urteil: sehr empfehlenwert.