Der Fettschäsen-Tsunami

Trendsetter aufgepasst: Bald wird’s wieder nass!

FettIschäse, die: Unverhältnismäßig großes Personenkraftfahrzeug, das einst den Weidmännern dazu diente, das erlegte Wild aus unzugänglich schlammigen Waldgebieten in die heimische Tiefkühltruhe zu transportieren.

Duden oder so

Offensichtlich verhält sich die mittelständische Gesellschaft nicht immer so, wie sich es Marketingstrategen in ihren Oberstübchen zurechtbasteln. Vor einem Jahrzehnt schrien die Vorstadtfamilien nach Kombis und damit Papa nicht die Krise bekommt, wenn er seinen Zweisitzer dafür hergab, durften diese im besten Fall etwas schnittiger daherkommen und einen ordentlichen Satz Pferdestärken unter der Haube haben. Hmm, erinnern Sie sich an die schönen Formen des Alfa 146 Sportwagon…?

Dann schüttelte uns eine Ölkrise nach der anderen und jedermann starrte entsetzt auf die täglich steigenden Werte auf den Anzeigetafeln ihrer bisher heißgeliebten Billigtankstellen. Man sprach vielerorts über die 2 l/100km-Autos, die Ausweitung des Rapsölnetzes schien nur eine Frage von Wochen. Im Handumdrehen schüttelten die Japaner Hybridfahrzeuge aus dem Ärmel, während wir Deutschen nur aufgeregt mit den Schultern flatterten, aber wahrscheinlich aus Lobbygründen nichts wirklich ökologisch-automobilistisch Spruchreifes vom Laufband lassen konnten.

Und nun zum Unerwarteten: Etwa zeitgleich, vielleicht auch etwas vor der Zeit der Röhölpreis-Inflation ereignete sich in den USA ein kleines Erdbeben, dessen Ausläufer in Form von einer riesenhohen Welle von Fahrzeugen mit enormen Raumbedarf über die Großstadt-Vororte Europas schwappte. Die Welle hieß zuerst Offroader, dann bäumte sie sich noch einmal auf, wurde dann SUV genannt und riss auch gleichzeitig eine weitere ebenfalls voluminöse Fahrzeuggattung, die Vans mit sich. Als sich die Welle wieder verzog, nahm sie fast alle Kombis mit sich und hinterließ ein grauenhaftes Bild in den Vorgärten. Aufgeblasene Fahrzuge mit Traktorreifen und kinderfressenden Kühlergrills verstopften Garageneinfahrten (denn in die Garagen passten sie nur noch unter Mühen hinein) und auch die bisher passierbaren Seitensträßchen entwickelten sich dank der parkenden Ungetüme zu reißenden Stromschnellen, in denen es darauf ankam, sein normal proportioniertes Fahrzeug geschickt zwischen den stählernen Hindernissen herumzumanövrieren.

Doch jetzt angesichts dieser unvorhersehbaren ökologischen und verkehrstechnischen Katastrophe setzte die deutsche Autoindustrie eins drauf und jede führende Marke hatte ruckzuck einen selbstentwickelten Gelände- oder Großraumwagen auf dem Markt. Nicht, dass die deutschen Kisten weniger Sprit verbrauchen als etwa die fernöstliche Konkurrenz, nein- dafür waren sie teurer und prestigeträchtiger. Es ist derzeit immer noch chic, mit  Rammstoßfängern und V8 Zylindern der bekannten Edelmarken bewehrt den täglichen Kampf auf die Parkplätze in der Nähe des Ausgangs des Supermarktes anzutreten.  Fragen aus der irritierten Nachbarschaft: „Ei, wie schön- erwarten Sie wieder Nachwuchs? Des is aber a großes Auto!“ entgegnen die Vorstadt-Hataris mit einem vorbereitetem Lächeln: „Das ist nur wegen der passiven Sicherheit“ oder „Mein Heiner, der hat’s mit der Hüft‘ und kann sich nicht mehr so in ein normales Auto reinzwängen.“ Kopfnicken aus der Fahrertür, weit hinunter in Richtung meines Kleinst-Fahrzeuges mit nur vier Passagiersitzen für vier Personen.

Hach, uns Deutschen geht’s doch wieder gut, die Konjunkturlage hat sich erholt- warum ausgerechnet jetzt von den immer noch hohen Spritpreisen reden. Manche Umfragen ergaben, dass viele Teutonen erst ab Benzinpreisen von etwa € 5.-/Liter zum Nachdenken angeregt werden. Und nun frage ich abschließend Sie! Was würden Sie tun, wenn sich schon wieder kleine Erdbeben an verschiedenen Fleckchen der Erde ereigneten (siehe Aufzeichnungen unten aus der Schweiz und wieder aus den USA) und sich dank Al Gore, dem Klimagipfel und aus zurückkehrendem gesundem Menschenverstand bereits wieder eine Welle aufbäumt? Siehe die ersten Anzeichen am Horizont.