Das Ende

Sie: „Warum muss denn ich neuerdings immer mit dem Fedchase XLX fahren?“

Er: „Das ist nur zu deiner Sicherheit, Schatzi. Seit du mit dem fährst, hast Du vor dem Wahnsinns-Verkehr keine Angst mehr.“

Sie: „Gib’s zu! Dieser Blechkoloss ist Dir lästig geworden und alle Nachbarn und Kollegen hacken immer auf Dir herum. Und als ich neulich vollgetankt habe, hat das Kreditkartenlimit nicht dafür gereicht. Warum verkaufen wir das Ungetüm nicht? Eine Ranch dazu können wir uns jetzt eh nicht mehr leisten!“

Er: „Verkaufen? Jetzt? Bist Du wahnsinning geworden? Nach den 14 Monaten ist der Wagen nicht mal mehr die Hälfte vom Neupreis wert. Das ist ein Qualitätsfahrzeug und der wahre Wert macht sich erst nach 8-10 Jahren Nutzung bezahlt. Was kann ich dafür, dass jetzt metallicbraun als Wagenfarbe in ist und der Markt für arktisweiße Geländewagen zusammengebrochen ist? Der wird jetzt schön weiter gefahren!“

Sie: „Aber du wolltest doch unbedingt ein SUV, damit wir auch notfalls mal zu acht mit dem Hund in die Berge können. Ich fahr damit immer nur zum Frisör und zum Altpapiercontainer. Beim Supermarkt parken ja immer schon die Lili Gerber, die Franzi Zumwinkel und Fritt-Laurien Susanne, da ist morgens um neun schon nichts mehr zu machen und zehnmal um den Block wegen einer Packung Zucker find ich auch reichlich doof.“

Er:“Ja und ich zahle dann immer Deine Tickets für Parken in zweiter Reihe…“

Sie:“War da was?“

Er: „Wie? War da was!“

Sie „Hats da ned gescheppert?“

Er: „Hmmm, jetzt wos des sagst“

Sie: „Hat da wieder wer was in unserer Einfahrt liegen lassen?

Er: „Neiiiiin. Meine 56er Corvette! Sag, dass das nicht wahr ist!“

Sie: „Mei, des tut mir jetzt aber echt leid! Wozu gibt’s denn die Kollisionspieper, wenn man trotzdem nichts sieht?“

Er: „Magst nicht mal nachschauen? Wenn ich gehe, rege ich mich wahrscheinlich nur wieder furchtbar auf.“

Frau öffnet die Fahrertüre und lässt sich langsam den letzten Meter über das Trittbrett auf die Erde hinunter, geht den langen Weg um den kolossalen Kühler des Familien-Flaggschiffs herum und kommt in der Nähe des mühlradähnlichen Vorderrades 2 zum Stehen. Mann konnte vom Beifahrersitz nur den jugendlichen blonden Haarschopf seiner Gattin ausmachen, der sich nun nach unten aus dem Sichtfeld beugte.

Ein Aufschrei – ein Moment der Stille und als erstes kommt die blutbefleckte Hand von Frau wieder zum Vorschein, dann taucht ihr seltsam blasses Gesicht im original und gespiegelt im Glanze der arktisweißen Motorhaube auf: „Glück gehabt- es war ned deine Corvette!“