Ausgegurkt!

Muss unser Willi dem Fortschritt weichen?

Welchen wichtigen evolutionären Fortschritt wird wohl der Mann bis zum Jahr 2525 verzeichnen? Ginge es nach den derzeitigen Wunschvorstellungen internationaler Designerinnen gemäß dem Wahlspruch ‚form follows function‘, in dem sie in ihren Augen notwendige Modifikationen vom Reißbrett in die Wirklichkeit in Weich-PVC umsetzten, dürfte das beste Stück des Mannes in der heutigen Form wohl ein Auslaufmodell sein.

Neulich surfte ich ahnungs- und ziellos auf den Seiten des Designkaufhauses meiner Wahl. Als Spielzeugnarr blieb mein Blick zunächst auf der Rubrik Pleasure Shop hängen. Klick, Hoppala- Dingdong. Was ich zunächst für ultramoderne Klobürsten oder clevere Reinigungsgeräte für verkalkte Vasen im heimischen Haushalt hielt, entpuppte sich beim Studieren der Produktbeschreibungen als Toyfriend, Vibrator, naja, Sie wissen schon- Ersatz für Willi, wenn die feste Beziehung mal gänzlich fehlt oder der Lebensabschnittsgefährte gerade wieder für ein paar Tage auf der Außendienst-Schulung in Krefeld weilt.

Bei genauerer Betrachtung des avantgardistischen Neo-Designs unter Miteinbeziehung des funktionellen Wertes der Formgebung fragt Mann sich schon, warum das Design des in der Regel in der Unterhose befindlichen Originals so stark von den derzeitig erhältlichen Spaßmachern abweicht.

Vermutlich reicht meine limitierte Fantasie nicht aus, mir vorzustellen, warum beispielsweise die die erogene Zukunft ausgerechnet satellitenschüsselförmig ausgestaltet sein muss oder unter welchen Bedingungen die Testreihen durchgeführt wurden, um die Spielgeräte zur Produktreife zu führen.

Bleibt der Männerwelt nur zu hoffen, dass sich das eher simpel anmutende, gewohnte Design sozusagen als Speerspitze der Evolution weiterhin durchsetzen kann und wir auch künftig nicht darüber nachdenken müssen, wie wohl der Slip-Eingriff bei einem kaktusförmigen Schniedelwutz ausgestaltet sein muss.

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