Motor Klassik?

Aus aktuellem Anlass – und auch, weil wir bereits zur Yacht Classik ein Special zum Thema Restaurieren hatten – hier noch einmal ein offener Brief: diesmal an den Chefredakteur des Oldtimer Magazins „Motor Klassik“.

Sehr geehrter Herr Jürgens,

mit Interesse habe ich mal wieder ein Heft MOTOR KLASSIK gekauft – doch mich ein wenig geärgert! Warum?

Weil der oben angegebene Artikel den „Hardcore“-Oldtimerfreund natürlich Magengrimmen verursachen muß! Der beschriebene Wagen ab Seite 130 des aktuellen Heftes weist drei gravierende Augenfälligkeiten auf, die dem Credo der Originalität natürlich diametral entgegen laufen:

1) das Lenkrad (ein Dreispeichen-Lenkrad einem seltenen Zweispeichen-Lenkrad vorzuziehen, lässt Rückschlüsse zu…)

2) die Wagenfarbe: ist zwar textlich als „nicht original“ ausgewiesen, aber allein ein Fahrzeug auszuwählen, das eben nicht original lackiert wurde, macht Ihr Heft nicht wertvoller – und daran sollte Ihnen gelegen sein: immerhin ist Ihr Heft ja kein „Pimp my car“-Magazin!

3) die Felgen: auch hier gilt die Argumentation von Punkt „2“ (Originalität). Besonders ärgerlich empfinde ich den Umstand, weil Sie im Editorial die Anstrengungen zum Aufbau eines Lehrberufes „Restaurator für historische Fahrzeuge“ würdigen (sehr zu Recht!!). Wenn zukünftigen Restauratoren dann vorgelegt bekommen, wie schön man einen Originalzustand verbasteln kann, untergräbt dies ganz klar den eindeutigen Auftrag des Restaurators! Allenfalls unter der Rubrik „SO nicht – aber ganz hübsch!“ sollten – nach meinem Dafürhalten Fahrzeuge, wie das des Herrn Scheffler Einzug in ein Magazin wie dem Ihren finden können; dann allerdings darf man einen Schritt weitergehen und mal einen P 1800 vorstellen, der ganz offensichtlich „gepimpt“ wurde: zu finden auf folgender Seite: http://www.volvoadventures.com/us/1800Mod.html Wenn darüber hinaus dann noch textlich unterstellt wird, dass zwischen 1964 und 1970 (also dem „Jensen“ Modell und dem 1800 E) nichts Nennenswertes passierte, tritt Ihr Experte Volvo selbst ans Knie: die „S“ Version wurde seinerzeit in Göteborg auf einer der (damals!) weltweit modernsten Autoproduktionsanlagen hergestellt – eben weil man bei Volvo mit dem „English crab“ nicht glücklich war…. Ich schreibe Ihnen, weil ich zum einen selbst den 67er P 1800 S fahre, zum anderen Restaurator bin und zum dritten, mich bereits grundsätzlich zum Thema Restaurieren (damals über Schiffe) ausgelassen habe (den Artikel „Alt bleibt alt!“ finden Sie auf „Themen Archiv“ linker Hand, dann auf Seite 21-30 und dort auf den letzten, untersten Artikel.) Sehen Sie, wenn Multiplikatoren wie Ihr Heft diese ungenauen Informationen verbreiten, tragen Sie nicht wirklich zu der von Ihnen eingeforderten Haltung des Restaurierens bei: Werterhalt ist eben nur bei Originalität zu erreichen. Unsere Zeit krankt ja leider an der Beliebigkeit – da würde man sich sehr freuen, wenn die journalistische Arbeit eine rühmliche Ausnahme macht und einerseits gründlich recherchiert und andererseits einen klaren, nachvollziehbaren Standpunkt einnimmt!    Auf ein feedback freut sich

mit herzlichen Grüßen,

Manuel Gollek

P.S.:  ein „special“ für alle Freunde des legendären Simon Templar Coupé ist die Seite www.volvo1800pictures.com; Herr Mahlberg hat ein wahres Lexikon des P 1800 eingestellt, die an Gründlichkeit nur schwer zu übertreffen ist: hier können Sie alle „Does and Don’ts“ sehr schön sehen!