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Geht es Ihnen auch so? Sie versuchen jemanden zu erreichen, bekommen aber nur das Sekretariat an die Strippe: Ja, Sie würden sich in der Angelegenheit „x,y,z“ über einen Rückruf freuen, Herr Soundso weiß auch Bescheid. Der Rückruf erfolgt nie. Sie sprechen jemanden auf einen Sachverhalt an, vereinbaren die Zusendung der betreffenden Unterlagen und erhalten – nie eine Antwort. Die Schöne an der Bar wird Sie noch um Ihren Verstand bringen, wenn Sie sie JETZT nicht sofort ansprechen und: Sie tun das auch noch! Was passiert? Sie dreht sich gelangweilt weg und bestellt beim Barkeeper noch einen Martini. Worauf ich hinaus will? Jeder spricht über den Verfall der Umgangsformen, den „Paradigmenwechsel“ wie es kosmetisch besser klingen mag – unter dem Strich kommt es auf dasselbe raus: die viel zitierten Heuschrecken sind überall unter uns! Es sind all´ diejenigen, die sich ausschließlich um ihre ureigenen Belange kümmern, weder als Arbeitnehmer die Belange der Firma (an deren Titte sie schließlich hängen!) in Betracht ziehen noch als Selbstständige, die die Belange ihrer Kunden wirklich ernst nehmen – obwohl sie doch eigentlich wissen müssten, dass man nur mit Empfehlung weiter kommen kann. Diese kurz gedachte „nach mir die Sinnflut“ scheint sich in Zeiten des Klimawandels (jaja, auch ich springe jetzt mal auf den Zug auf, der ja bekanntlich seit drei Jahrzehnten am Rollen ist; siehe die ersten Jahresberichte des Club of Rome) mehr als zu bewahrheiten. Wir mögen alle einsichtig mit den Köpfen nicken, wenn man sich die Ergebnisse der PISA Studien vor Augen hält und raunen „jaja, Bildung ist schon wichtig!“ – Leute: die Herzensbildung, die ist das eigentlich Wesentliche! Wie gehe ich mit der Putzfrau um, obwohl sie ja „nur“ Putzfrau ist? Habe ich wirklich so wenig Zeit, dass es nicht mal reicht, dem Tankwart ein Lächeln zu schenken? Na, angesprochen? Sind Sie auch so einer? Dann überlegen Sie mal: In spätestens zwei Jahren japsen Sie in einer Intensivstation nach einem Hauch von Leben und wären – oh Wunder – ziemlich dankbar für eben jenes Lächeln der Krankenschwester, das sie damals dem Tankwart vorenthalten haben! Ja, es gibt sie, die ausgleichende Gerechtigkeit. Das ist die gute Nachricht. Aber sie gleicht sie nicht unbedingt da aus, wo Sie, ja genau Sie meine ich, es gerade erwarten würden – das ist die schlechte Nachricht! Worauf ich hinaus will: Es sind manchmal die ganz kleinen Dinge, die eine enorme Wirkung haben können, eine Tatsache, die mittlerweile auch wissenschaftlich belegt ist – das ist die Geschichte mit dem Schmetterlingsflügelschlag im Amazonasbecken, der bekanntlich einen Wirbelsturm in Gottweißwo auslösen kann! (Für die Besserwisser: eine vielleicht etwas poetische Erklärung der „Feigenbaumschen Konstante“) Mit anderen Worten: ein Plädoyer für die kleinen Aktionen im Alltag, die vielleicht etwas Mut erfordern mögen (aber geben Sie sich mal einen Ruck, soooo alt sind Sie nun auch noch nicht!) aber ungeheuer effektiv sind. Im eingangs beschrieben Beispiel könnte es die Sekretärin selbst sein, die bei Ihrem Chef die nötige Auskunft und den unbekannten Anrufer eigenhändig zurückruft (bedenken Sie, wie DER sich überrascht zeigen wird, wenn etwas Unerwartetes passiert!). Im zweiten Beispiel geht es etwas komplizierter: Hier geht es um Firmenphilosophie – wie leicht wäre es, den untätigen Portier damit zu beauftragen, jeden Posteingang mit der freundlichen Mitteilung zu beantworten, dass man sich in Bälde mit dem Absender in Verbindung setzen wird und um etwas Geduld bittet, weil sich das Haus gerade in einem Prozess der Umorientierung befindet. Eine kleine Freundlichkeit, die den Shareholder Value nun auch nicht ins Bodenlose krachen lässt (auch wenn irgendwelche Haarspalter gleich etwas anderes vorrechnen wollen – ich hätte da eine Rechnung, die den Shareholder Value in den Himmel schießen lässt: just ask me!) Aus eigener Erfahrung meines ersten Buches weiß ich, wie lähmend es ist, auf Post zu warten. Ich hatte an alle namhaften Verlage im deutschsprachigen Raum mein Manuskript geschickt. Wenn überhaupt einer der großen geantwortet hatte, dann in orthographisch bedenklicher Art und Weise (sic!) und so schlecht formuliert, dass die Anekdote von den lektorierenden PraktikantINNEN wieder einmal wahr wurde! Jetzt kommt der Knaller: Der einzige Verlag, der innerhalb einer Woche geantwortet hatte, war der Residenz Verlag aus Salzburg – mit einer (sicherlich vorgedruckten) Postkarte und der Bitte um Geduld. Ich traf die Absenderin (die Vermeintliche) dann Monate später auf der Buchmesse (eine äußerst attraktive Frau) und – das können Sie jetzt glauben oder es lassen – sie hat sich erinnert! Das ist eine Gabe, zugegeben, aber Sie sehen wohin ich will: So eine kleine Geste (und: vergessen wir nicht: in den Zeiten vor und nach dem Krieg war es undenkbar NICHT zu antworten!) kostet so wenig und bringt so viel! Mein Buch ist damals nicht im Residenz Verlag erschienen, aber trotzdem halte ich deren Fackel hoch, um in anderer Sache ein Beispiel zu verdeutlichen. So schließt sich ein Kreis. Das dritte Beispiel mit der Schönen an der Bar: Jeder Dylan Fan weiß natürlich, aus welchem Holz die Schöne geschnitzt ist: sie endet als „a rolling stone“ oder wie es Herr Ambros später huldigend übersetzte „so alaan wira Staan!“. Schade eigentlich. Da denken die „befreiten Frauen“ ernsthaft, „Mann“ wolle ja immer nur das Eine – welche Überraschung: Frauen ja schließlich auch! Frau könnte ja auch zunächst einmal anerkennen, was ist: Die Tatsache nämlich, dass es da eine Initiative gegeben hat, sie (als Frau und Mensch) zunächst einmal kennen zu lernen. Wenn Madame es vorzieht, sich wortlos abzuwenden – watch out – sie könnte die nächste sein, die wortlos abserviert wird: die Sache mit der Gerechtigkeit… Wie einfach wäre es gewesen, etwas in der Art zu sagen „Starke Ansage, aber: entschuldigen Sie meine Direktheit: ich brauch mal einen Drink oder zwei ganz allein – geht das klar mit Ihnen?“ Situation immer noch offen, wer weiß ob man sich am kommenden Abend in der Lobby wieder trifft und anknüpfen kann… Aber keine Feder geknickt, keine Träne vergossen, kein Schaden entstanden: für niemanden. „Win/win“ nennt man so etwas in der Manager-Fortbildung. Bislang war das ein Plädoyer für „was Sie tun können“- jetzt dazu, was Sie gewinnen: Aus dem letzten Beispiel erkennen die grauhaarigen unter Ihnen sofort wo der „Hase im Pfeffer liegt“. Im Morgen, Mann muß warten können, denn: was kommt – das kommt, oder für die anglophilen: what goes around – comes around! Pay-off im Beispiel zwei „die Firma“, da war es schon deutlich: die eine Aktion, die alle anderen in den Schatten stellt, sorgt dafür, das der kleine Name tausendfach erwähnt wird (denn dieser Verlag kannte mich nicht, ergo verfährt er mit jedem eingesandten Manuskript ebenso, bei hundert Einsendungen pro Tag ist das ein respektabler Werbeeffekt, der auch noch an die richtigen Adressaten geht – noch Fragen von der Haarspalterfraktion?) Im ersten Fall liegt der Payoff ganz klar im persönlichen Bereich. Die Sekretärin kann sich durch den Rückruf durch Eigeninitiative in ihrer Firma profilieren (wenn sie will), sie kann aus dem Telefonat ein kurzweiliges Gespräch gestalten (um dadurch ihre soziale Kompetenz zu schulen / zu stärken), sie kann die Angelegenheit auf das Mann / Frau Thema reduzieren und einfach nur flirten – schließlich: Sex sells und wir leben nun einmal in einer Welt, in der wir alle irgendetwas verkaufen. Und sei es nur um des eigenen Lebens willen: einfach einmal etwas anders zu machen, den alten Pfadfindergeist hochleben zu lassen, Herrgottnochmal: wie schwer soll das denn sein? Wir sind in der Lage, Spielzeugautos auf dem Mars fahren zu lassen und die Bilder in Echtzeit zur Erde zu senden – aber ein Lächeln für einen Rollstuhlfahrer? Da hakt´s dann schon. Hey! Ashole: I want you to smile next time!