Kommunikation / part one

Abgebildet sehen Sie einen Philips Kassettenrecorder mit der genauen Bezeichnung „N 2209 automatic“. Ein sensationelles Gerät, das pubertierende Bubenherzen hat höher schlagen lassen (OK: meins zumindest!): damals, sagen wir 1975. Die Kassette als Tonträger an sich war erst 12 Jahre alt und verbreitete sich wie eine Epidemie, weil es alternativ nur Tonbänder gab, die umständlich zu handhaben waren (und wehe man hatte schon „einen im Tee“, dann war Bandsalat vorprogrammiert!).

Damals war der Deal der: man mußte Freunde haben, die auch gute (aber andere!) Platten hatten. Dann konnte man Platten vom Freund aufnehmen, hatte so selbst den Hörgenuß und kopierte die eigenen Scheiben für den Freund auf Kassette. Die Aufzeichnungen mußten sorgfältig „ausgesteuert“ sein, sonst krachte und rauschte es beim Abspielen. Im Grunde war es Tauschhandel, wie bei den alten Quartett-Kartenspielen. Beatles „White Album“ gegen John Lord „Sarabande“, so in der Art lief das ab, damals, in der guten alten Zeit…

Nur dreißig Jahre später (erdgeschichtlich keine Nanosekunde!) haben wir CD, MP3-Player, internet radio, MTV und Dolby Surround Sound. Unglaublich kompakt, kompatibel und vermeintlich konsumerorientiert – nur der Konsumer (mal ehrlich: das sind wir! Schon vergessen?) ist planloser als je zuvor. Da schimpfte unlängst „Münte“ über die Heuschrecken in der Industrie, mag ja richtig sein; aber letzendlich sind WIR die Heuschrecken: wir plündern und rauben und ziehen weiter. Nur mit der Musik, nur „wei´s nix kost`!“ Wie das? Nun: der download im internet kostet quasi nix, eine CD brennen für den „besten Späzi“ kostet nix…. Früher mußte man schon mal 20 Mark in die Hand nehmen, damit man für weitere 20 Mark eine Kassette bekommen konnte. Heute ist „all for free!“. Jeder, der sich halbwegs mit den Gesetzen der Marktwirtschaft auseinandersetzt, wird einsehen, daß man auf diese Art keinerlei Qualität unterstützen kann. Copyrights oder GEMA Gebühren mal ganz aussen vor gelassen. Prince (Sie erinnern sich „Purple Rain“ 1984?) hat das erkannt und seine neueste CD jüngst in einer amerikanischen Tageszeitung als Beilage einlegen lassen! Wie ein dusseliger Prospekt vom Teppichhaus um die Ecke!

Warum? Ganz einfach: mit den Tonträgern ist kein Geld mehr verdient, weil alles nur geklaut (vulgo: kopiert!) wird. Prince´ CD fungiert somit nur noch als Werbeträger für seine nächste Tournée! Andere Künstler und Orchester werden vermutlich seinem Beispiel folgen, ganz einfach weil es der Markt so verlangt! Alles nur eine Frage der Zeit.

Haben Sie gute Freunde? Mit einer wirklich guten Anlage? Dann passen Sie mal auf: Investieren Sie mal 20 Euro für ´ne wirklich gute Flasche Wein, laden sich bei dem Freund ein und machen ein Experiment: ein und dieselbe Aufnahme eines Musikstückes Ihrer Wahl (Klassik, Rock, Pop – von mir aus volkstümlich!) auf den unterschiedlichsten Tonträgern. Und dann spitzen Sie mal die Ohren und hören den Unterschied! Machen Sie mal den Härtetest: Vinyl gegen Magnetband (Tonband oder Kassette), Vinyl gegen CD, Vinyl gegen MP3 oder internet. Da werden Ihre Ohren Augen machen – „Mehr sog i ned!“ um mit Ottfried Fischer zu reden!

Hansi Hinterseer wird´s vermutlich nicht mehr auf Vinyl geben – und die „Spike Johns and his City Slickers“ auch kaum auf CD – aber im intellektuellen Mittelfeld, sagen wir Miles Davis, Chet Baker oder Keith Jarret wird in allen Sparten etwas zu haben sein und hat was Baß-Bereich und die Höhen angeht auch gut etwas zu bieten. Ebenso ist klassische Musik zu empfehlen: ob Beethovens Klavierkonzerte oder der Bolero, ob Smetana´s „Mein Vaterland“ (mit der Moldau!) oder Tschaikovsky´s Klavierkonzert – wenn Sie mit dem Freund wirklich nur die EINE Flasche Wein trinken, und das genüßlich – wird Ihnen einiges über die Welt transparenter werden: versprochen!

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