Der grüne Punkt

Ab Oktober diesen Jahres soll nun auch in Bayern (vulgo: München!) die Feinstaubplakette Einzug halten. Das bedeutet im Klartext: nur wer diese grüne Plakette an der Windschutzscheibe prangen hat, darf sich samt seinem PKW im Inneren der City aufhalten. Wer sie nicht bekommt, der muß spätestens am Mittleren Ring einen Parkplatz suchen und seine Reise in die Innenstadt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fortsetzen.

Ausgenommen von dieser Regel sind die sogenannten Oldtimer, also Fahrzeuge, die älter als 30 Jahre sind. Ob Sie als Halter eines PKW nun in den Genuß einer grünen Plakette kommen, können wir vom MICHEL natürlich sagen; aber ein Anruf bei Ihrem Händler klärt den Sachverhalt (KFZ-Schein bereithalten!). Soweit ich die Lage überblicken kann, mutmaße ich mal über den Daumen: sollte Ihr Wagen älter als fünf, sechs Jahre sein, dürfte es schlecht für Sie aussehen – was den grünen Punkt auf Ihrer Scheibe angeht…

Sehen wir uns den Sachverhalt doch einmal aus der anderen Perspektive an: was war der Sinn des Unterfangens, was sollte bewirkt werden? Runter mit der Feinstaubbelastung in der Innenstadt – soweit einleuchtend. Nur: die Feinstaubemitenten sind nun einmal vozugsweise unter den Diesel Fahrzeugen zu finden, weniger unter den konventionellen PKW. Das ist das Eine.

Das Andere ist die Sinnhaftigkeit des ganzen Unterfangens: denn die Errichtung einer „grünen Zone“ in der Innenstadt ist ähnlich intelligent, wie die Idee eines Bademeisters, in seinem Schwimmbecken eine „Pinkelfreie Zone“ zu errichten. Sie sehen, unsere Herrn Politiker haben ein weites Mal gezeigt, daß sie sich verhalten, als ob „Dummheit eine Tugend ist“ (Zitat Hardy Krüger aus „Der Flug der Phönix“).

Als Drittes ist anzumerken, daß mit diesem Schritt der kleine Mann existenziell bedroht sein dürfte: was soll er denn machen, wenn er ab Herbst in die City zur Arbeit muß, beispielsweise, um mit seinem Kleinbus Kleintransporte zu erledigen. Oder die Krankengymnastin, die mit ihrem alten Ford Fiesta Hausbesuche erledigen will. All´ diese Bürger werden so gezwungen, sich neue Fahrzeuge anzuschaffen, was wieder Umsatz in die Kassen der Multis spült – der aus dem ohnehin dünnen Portemonné der Durchschnittsverdiener kommt. Leasing wäre ein Ausweg – nur hundert oder zweihundert Euro zusätzliche Monatsbelastung müssen andrerorts natürlich eingepart werden! Wo soll das passieren? Kein Urlaub mehr? Eine Variante! Schluß mit dem Klavier- oder Nachhilfe-Unterricht für die Kinder? Denkbar! Einfach weniger essen, heizen und geduscht wird nur noch einmal die Woche? Glänzende Idee, denn Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist!

Ach – Sie könnten den alten Wagen ja auch verkaufen, um so ein wenig zu überbrücken! Dumm nur, daß Sie aufgrund der Plakettenpflicht natürlich nicht im Entferntesten den Wert beim Verkauf erzielen, den der Wagen laut Liste noch haben müßte. Irgendwelche Polen hätten vielleicht noch Interesse, so für zwei, dreihundert Euro Mitnahmepreis. Ansonsten müßten Sie den Wagen dann verschrotten und noch einmal dreihundert Euro Entsorgungsgebühr mitbringen.

Ich find´ Deutschland toll! Und am dollsten unsren Bundesumweltminister, den ich persönlich gerne täglich von seinem Wohnort nach Berlin in den Bundestag mit einer Transall schicken würde – ganz allein, versteht sich!

P.S.: bei obigem Fahrzeug handelt es sich um einen 89er Chrysler Le Baron, der einen Aufkleber auf der Kofferraumhaube hat, mit der Aufschrift „Fuck downtown!“