Christmas Surfin`

Über den Jahreswechsel in den Süden – das war die Idee: herausgekommen sind Einsichten und Ausblicke des modernen lifestyles…

Ich kannte Lanzarote von früher, damals waren wir Tauchen gewesen und hatten eigentlich auch nichts anderweitiges beobachten können – war auch Jahre her…  Doch heute hat sich die Insel insofern geändert, als sich das vulkanische Eiland zur Hochburg für Extremsport gemausert hat: Tauchen ist durch zig Tauchschulen geradezu Mainstream geworden, nichts mehr für den Individualisten: bei Preisen von 35 – 50 Euro pro Tauchgang auch nicht wirklich etwas für den kleinen Geldbeutel. Wer lieber hoch hinaus möchte, für den bietet Lanzarote seit einigen Jahren Drachenfliegen und Paragliding an: hierfür ist die Insel mit dem steilen Nordufer einer der Hot Spots der Szene. Was für die Glider einfach ist (sein Fluggerät paßt in einen besseren Rucksack), gestaltet sich für den echten Drachenflieger allerdings zur Zitterpartie: das Sportgerät ist komplex, sperrig und schwer, so daß allein der Transport zum Abenteuer werden kann: Fragen wie „Kommt mein Drachen auch an?“ sind berechtigt – denn so manches Mal haben die Loader am Airport gerade mal keine Lust, das sperrige Monstrum zu zweit in den Bauch des Ferienfliegers zu bugsieren. Der Fluggast steht dann teilweise tagelang am Gepäckausgabe Schalter und moniert und moniert und moniert…

Wem das alles zu langatmig ist, wird mit Erstaunen feststellen, daß das Surfen auf der Insel mit großer Freude betrieben wird: Arrieta, Famara und Orzola sind die Strände, an denen je nach Windrichtung und Tidenhub gesurft wird. Die Existenz zweier Surfläden betoniert die Eindrücke: Surfen ist wieder trendy und hat sich – laut Aussage des Inhaber des wahrscheinlich größten, deutschen Surfladens – zum Breitensport entwickelt. Mit fünf, sechshundert Euro ist der Einsteiger ausgerüstet, dann fehlt nur noch die Welle und schon kann´s losgehen.

Was so einfach und elegant aussieht, stellt sich relativ schnell als Lebensaufgabe, ja als Lebensphilosophie heraus. Mühsam und in kleinsten Schritten erklimmt der Adept die Höhen seines Olymps: wer sich nicht dem beruflichen Ausrauben von Banken verschreiben will, braucht ganz einfach Jahre, um seine Kenntnisse und Fähigkeiten in ein- bis zweiwöchigen Zeitfenstern auf- und auszubauen. Das Surf-Fieber muß einen wirklich gepackt haben, um mit diesen Realitäten langfristig klar zu kommen.

Aber der ultimative Kick, DIE Welle seines Lebens abzusurfen, dürfte in Richtung Gotteserfahrung gehen – wenn das nichts ist!In der Zwischenzeit kann man sich ja mit coolem Posing am Strand üben, die richtigen „Danach“-Klamotten shoppen, den Surfer Gruß üben (der ähnlich ungewohnt ist wie der Gruß der Vulkanier…), Szene DVD´s gucken, Träumen, alte Beach Boys Scheiben wieder ausgraben (und den im Keller dahingammelden Plattenspieler reparieren!) und sich nach geeigneten Dachträgern für´s Board umsehen: also, zu tun gibt´s immer etwas…

Eigenartigerweise befindet sich der deutschlandweit vermutlich größte Surfladen in Köln, das bekanntlich nicht am Meer liegt! Der äußerst entspannte Inhaber Michael Fritsch berät als Surfer kompetent und vermittelt für Einsteiger und Fortgeschrittene nicht nur das entsprechende Equipment, sondern empfielt auch die jeweils besten Spots und Kurse – je nach bevorzugtem Reiseziel. Mehr Infos unter www.frittboards.de, hier kann der Interessierte auch entsprechende DVDs, Magazine und Bücher bestellen.

Nachdem unlängst die Junior World Championsship in Sydney ausgetragen wurde und der Deutsche Nikolaus von Rupp die Szene aufmischte, könnten sich langsam mal unsere Fernsehteams auf den Weg machen: da braut sich ´was zusammen – und für Nichtsurfer gäbe es allemal wunderschöne Bilder zu Bestaunen!

Weitere Informationen gäbe es beim Deutschen Wellenreitverband (daß es so etwas überhaupt gibt?!) unter wellenreitverband.de

P.S.: Dass Surfin´ auch in Bayern möglich, hat DER MICHEL ja bereits im Sommer bewiesen: mit dem Artikel „Waikiki Beach Feelin´“ …zu finden im Themen Archiv …

P.P.S.: Ich hab´s dann doch nicht lassen können und mir ein 6,1″ Board gekauft: seit gestern liegt es in meinem Büro und sieht unheimlich cool aus 😉