Maschinismus

Selten begeistert die Kunst. Aber wenn sie es tut, ist die Freude umso ungetrübter! Klein angekündigt fand am Wochenende des 3/4 Novembers auf der Münchner Praterinsel das Projekt „Island of Art Festival“ statt und endete mit einer Versteigerung. Die ambitionierte Veranstalterin scharte an die 50 Mit-Künstlerinnen und Künstler um sich, ließ die Praterinsel einmal mehr zur Galerie werden und zeigte München, was die „Neuen“ so alles drauf haben. Es war zu erwarten, daß der geneigte Besucher von jedem etwas zu sehen bekommen wird: Fotografie und anverwandte Techniken, Malerei, Grafik, Skulptur und Keramik. Alles brave, ehrbare Ansätze, die aber alles in allem kaum dafür ausreichten, den Betrachter zum Verweilen einzuladen, denn der „Funke“ mochte sich nicht so recht einstellen. Der Funke, der so nötig ist, um das Feuer der Begeisterung anzufachen, sich weitergehend mit der Thematik und dem Künstler auseinander zu setzten.

Doch dann diese bewegten Stelen aus MDF, grau lackiert und scheinbar schwebend um eine tief hängende Glühbirne kreisend – sich niemals berührend und immer in der Nähe des Lichtes bleibend: „Motten Digital“ nannte Stanislav Vajce seine Arbeit, die an Raffinesse und Ausführung seines gleichen sucht. Der lebensbejahende Vajce erzählte bereitwillig über Schwierigkeiten bei Konstruktion und Bau, schwenkte humorvoll in die Entwicklungen seiner Vergangenheit und wandte sich irgendwann wieder charmant zu einem weiteren Interessenten ab – ebenso schwebend, wie seine digitalen Motten.

Seine extrem anklickenswerte Internet Präsenz www.maschinismus.org ist natürlich ebenso professionell wie liebevoll im Detail und macht nur durch das Anklicken bereits gute Laune. Die Gestaltung und Umsetzung erinnert an animierte Max Ernst Zeichnungen und Collagen – unbedingt die Lautsprecher einschalten!

Der tiefe Hintersinn mit der Vajce seine Projekte ausführt, ist ein Lichtstreif am sonst eher dunklen Kunsthimmel in und um München. Maschinelle Dackel führen (besonders den Münchnern!) uns Menschen den Widersinn der trostspenden Haustiere vor, ein Panzer macht die verspielte Idiotie eines Generals greifbar. Billige Kartonagen verhüllen feinst ausgetüfftelte Klangkörper, die mit Liebe zum Detail handwerklich perfekt ausgeführt sind. Das – wie ich finde – fast beeindruckendste ist, das Stanislav Vajce seine Konzepte von A bis Z in Eigenregie plant und durchführt! Als gelernter Fluggeräte Mechaniker hat er natürlich ein gewisses Know How, allerdings dieses Fachwissen in derart kafkaeske Maschinen zu verbauen ist schlicht genial: ich würde seine Arbeiten bereits heute in die Nähe eines Panamarenko rücken wollen! Das Zeug für einen wirklichen Star unter den Künstlern hat er allemal, wenn er weiterhin so bescheiden und detailgetreu seine Visionen verfolgt!