Test: Ferngesteuerte Fertigflugzeuge aus Leichtschaum

Ich wollte Modellfliegen für Eilige ohne langwierige Aufbauzeiten und in einer preisgünstigen Klasse einsteigen, um im Falle einer Bruchlandung keinen Nervenkrise zu erleiden. Deswegen habe ich mich mal in der Szene umgeguckt. Man verwende EPP Schaum für Korpus und Tragflächen, kombiniert dies mit winzigen Motoren und Hochleistungsakkus und schon kommen fertig montierte, zähe Fluggeräte dabei raus, die einem fast jeden Anfängerfehler verzeihen. Zum Einstieg habe ich mir den Winzling Silverlit X-Twin Doppeldecker (zur Zeit 15 Euro) bei Conrad geholt. Nach einer gelungenen Indoor-Vorführung durch das geschulte Verkaufspersonal hatte jeder zweite männliche Käufer an der Kasse die selbe Schachtel mit einem fertig montiertem Schaumdoppeldecker unterm Arm wie ich.
Nach einer Woche supersimplen Einfliegens hatten wir auch schon zwei davon und mein Sohn und ich lieferten uns fortan regelmäßig Luftschlachten über dem Feld vorm Haus. Hier muss Mann nur auf die Frequenz (auf der Schachtel, am Rumpf und der Fernbedienung) achten, die Flieger kommen in 3 verschiedenen Teilfrequenzen ab Werk, unterteilt in die Frequenzen 27 Mhz A, B, oder C.
A fliegt am Besten gegen B usw., um sich gegenseitig mit der Funke nicht in die Quere zu kommen. Clevererweise werden die Flieger gleich an der Fernbedienung aufgeladen, nach einer Viertelstunde Ladezeit kann man wieder 10 Minuten weiterfliegen, ohne erstmal in den Bastelkeller zu verschwinden. An windstillen Abenden machen die Flieger den meisten Spaß, denn das Winzgewicht nimmt jeden Windstoß sofort wahr und so verschwand mein erster X-Twin für immer in bewaldetem Wohngebiet, als er von einer plötzlichen Böe erfasst wurde. Dennoch: die Flieger machen einen Riesenspaß und die einfache Flugmechanik durch ferngesteuerte Drehzahländerungen der beiden.
Elektromotoren machen die Teile extrem robust, weil es keine Ruder gibt, die abbrechen können.
Resultat: Nach 1,5 Jahren Testzeit immer noch spaßig, allerdings sollte man darauf achten, die fest eingebauten Akkus nicht GANZ leer zu fliegen oder die Flieger über längere Zeit ungeladen herumliegen zu lassen. Das nehmen einem die kleinen LiPo-Akkus prinzipiell übel und lassen sich dann meistens nicht mehr aufladen.
Irgendwann kommt der Punkt, an dem man sich Größeres und Schnelleres zumutet und die nächste empfehlenswerte Klasse sind die Air Ace Modelle von ACME. Optisch schon nicht mehr eindeutig den Spielzeugen zuzuordnen, haben diese Flieger schon immerhin eine Spannweite von fast 40 cm, sind aber immer noch klein genug, um bei Flugvorführungen auf dem heimatlichen Bolzplatz nicht als gemeingefährlich eingestuft zu werden. Die Teile kommen auch in sogenannten RTF (Ready to Fly) Schachteln, also alles drin (außer Batterien), um gleich loslegen zu können und sein fliegerisches Talent unter Beweis zu stellen. Bei meinem ersten Modell (Air Ace Betty) hatte ich allerdings Pech und der Flieger entwickelte nie die notwendige Power, um Höhe zu gewinnen und dabei sicheres Fliegen ohne Bodennähe möglich zu machen.

Die orange P-38 Lighting von Air Ace, die darauf in meinen kleinen Hobby-Hangar geliefert wurde, kann ich jedoch unbedingt empfehlen. Aufladen, losfliegen und Spaß haben. Loslegen sollte man zunächst mit dem mitgelieferten Akku incl. Ladegerät in der Fernsteuerung- 10 Minuten Flugzeit pro austauschbarem NiCd Akku sind allemal drin, aber sollte man auch hier auf ein ruhiges Lüftchen achten, sonst kann man sich schon mal auf längere Fußmärsche durch den Acker einstellen. Ideal auch hier die Zeit vor Sonnenuntergang- als besonderen Gag hat der Flieger 3 helle LEDs eingebaut, die sich im fast Dunkel schon als hilfreich zur Ermittlung der Flugrichtung oder Absturzstelle erwiesen haben. A propos Abstürze: Davon hat die P-38 in Anfangszeiten mehr abbekommen, als ich hier auflisten könnte. Autos, Bäume, senkrecht in den Boden, an Hauswände und in Zäune- es gab bisher kein ungewolltes Zielgebiet, das der Flieger nicht verkraftet hätte. Bricht doch mal was ab: hier hilft Tesafilm oder EPP Kleber und schon kann’s weitergehen.

Tuningmöglichkeiten: Hat man sich hier eingeflogen, empfiehlt sich der Umstieg auf LiPo- Akkus, die zwar schwerer sind als die Standard-Kraftspender, aber die P-38 wird dank der größeren Kapazität nicht nur schneller, sondern bringt es auf eine air time von fast 30 Minuten! Zu dem Akku (oder gleich mehreren, wenn man viel Zeit auf dem Feld verbringen will) sollte man sich auch gleich einen LiPo Charger mitbestellen, den man wahlweise an die Zigarettenanzünderbuchse oder an ein 12 V Ladegerät anschließen kann. Aus dem Akkuschacht im Flieger muss man allerdings etwas Schaummaterial herauslösen, damit der dickere Akku überhaupt Platz findet.

Man beachte die Fingergriffspuren unter der Tragfläche, ein Anzeichen, wieviele Handstarts seit der Anschaffung vor etwa einem Jahr absoviert wurden. By the way: dieses Modell gibt es mittlerweile auch in der neuesten Air Ace III Version, deren Steuerungs- möglichkeiten noch ein wenig getuned wurden.
Mit leichtem Gegenwind und der richtigen Startbahn starten alle Generationen sogar vom Boden und sind wirklich leicht zu steuern. Mehr Gas = steigen, weniger Gas =sinken, gibt der rechte Propeller mehr Gas, geht’s in die Linkskurve und umgekehrt.
Meine Empfehlung: unbedingt kaufen- garantiert langer und unkomplizierter Flugspaß zu echten Einstiegspreisen. Nach über einem Jahr mit der P-38 habe ich mir jetzt erst einen neuen Motor und ein paar frische Propeller gegönnt.
Urteil: Sehr empfehlenswert, viel spontaner, stabiler Flugspaß zum angemessenen Preis.
Die P-38 für 36.- €, andere Air Ace Modelle und Zubehör en masse gibt es z.B. bei www.tableracer.de.
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