Als die Träume rollen lernten

Bekanntlich war das Rad eines der ersten Dinge, das der Mensch entwickelte, um seinem pausenlosen Umtrieb etwas Vorschub zu verleihen. In Verbindung mit drei weiteren Rädern und einem Pferd wurde die Angelegenheit dann schon vielseitiger und als der Motor anstelle des Pferdes trat, gab es für den Mann (tut uns leid, ladies!) kein halten mehr: vermutlich gibt es kein Design, das nicht schon angedacht wurde, zur Hälfte umgesetzt und schließlich dann doch wieder verworfen wurde – alles zugunsten von Produkten, die letztendlich nur eins können: einen Menschen (oder auch mehrere) von einem Punkt zu einem anderen zu bringen.

Das ist der langweilige Teil.

Der interessante Part liegt im Detail: Form, Farbe, Verarbeitung und Leistung im Einzelnen können sich zu Lebensphilosophien aufbauen und eine ganze Kultur entwickeln; das Automobil hat das geschafft und wird es vermutlich auch weiterhin tun. Die Ausstellungsmacher der Show „Mitomacchina“ im Mart (museo di arte moderna e contemporanea di Trento e Rovereto) in Rovereto/Oberitalien haben sich diesem Thema verschrieben und eine sicherlich lohneswerte Ausstellung zusammengestellt.

Im zweiten Stock des Gebäudes findet der Besucher insgesamt ungefähr 80 Fahrzeuge, diverse Zeichnungen, Filme und Details der unterschiedlichsten Jahrzehnte. Angefangen vom ersten Benz bis hin zur Design Studie der Zara Hadid für einen dreirädrigen Cityflitzer führen einen die Macher an allerhand Legenden der automobilen Geschichte vorbei. Die erste Ente und ein früher Käfer sind zu sehen, ein DS ebenso wie ein RO 80 oder ein Panhard. Mengenmäßig sind – das wollen wir den Machern nicht übel nachsehen – die italienischen Marken stark vertreten: Wer also viel rot sehen möchte oder beispielsweise einen Alfa 6 C 2300 B (und andere Alfa´s!) mal live zu Gesicht bekommen will, dem sei die Show ernsthaft empfohlen. Ebenso empfohlen sei der umfassende Katalog der nur zwei Nachteile hat: Man sollte des Italienischen mächtig sein, (denn leider gibt es den schönen Band nicht in Englisch!) und man sollte nach der Ausstellung gleich zurück ins Hotel, sonst trägt man etwas zu schwer, der Band wiegt einiges – auch wenn er für 40 Euro mehr als günstig ist!

Der hohe Anspruch der Ausstellungsmacher in der Vorankündung muss sich messen lassen an thematisch ähnlichen Shows aus der Vergangenheit. Da wäre als Meilenstein sicherlich die 1984 in Los Angeles gezeigte „automobile and culture“ zu nennen, deren Fokus auf dem Zusammenspiel von Kunst und Auto lag. Nicht unerwähnt sollte die mittlerweile ausgelagerte permanente Show des Deutschen Museums bleiben, dessen Inhalt ebenfalls das Auto ist. Zu guter letzt sei das efa Museum in Amerang/OBB (www.efa-automuseum.de) genannt, das sich (auch hier sei es den Machern nachgesehen!) auf die Geschichte deutscher Fabrikate beschränkt hat – jedoch ein „Schmankerl“ liefert: Man kann dort zumindest sein ganz persönliches Highlight in verkleinertem Maßstab mit nach Hause nehmen – eine Tatsache, die wir in Rovereto sehr vermisst haben!

Wer privat also heute noch ein neues Auto kauft, handelt oftmals etwas unüberlegt: der kluge Mann kauft einen Oldtimer, freut sich am stabilen Wert (oftmals sogar an dem erheblichen Zuwachs!) und am Erhalt von allgemeinem Kulturgut!